Seit 2016 braut und siedet die Arbeitsgruppe Genußmittel mittelalterliches Klosterbier, Grutbier, neolithisches Steinbier und spätmittelalterichen Met im Museumsdorf Düppel. Mit dem Brauen historischer Bierstile erweckt die Arbeitsgruppe ein fast vergessene Getränke zu neuem Leben.
Im Museumsdorf bietet die Leiterin der Braugruppe Workshops für die Met- und Bierherstellung an. Ihren ersten großen Auftritt hatte die Gruppe 2019 bei der Veranstaltung „Bierkultur – Hopfen und Malz am Herrentag“. Auch während verschiedener Veranstaltung über das Jahr verteilt können Gäste den Brauerinnen und Brauern beim Maischen, Würzkochen und Sieden zuschauen.
Unsere Veranstaltung | Bierkultur – Hopfen und Malz am Herrentag
Während der Veranstaltung brauen und sieden die Gruppenmitglieder verschiedene historische Biere und sieden Met. Unter anderem wird mittelalterliches Grutbier (Kräuterbier) gebraut, Mönche aus dem 15. Jahrhundert lassen sich bei der Arbeit am Brauofen über die Schulter schauen und in einem Steinbottich maischt ein Archäologe Emmermalz mit Kochsteinen. Bei einem Spaziergang durch den Kräutergarten des Museums können Besucherinnen und Besucher Gruitbierpflanzen, wie Gagelstrauch und Sumpfporst entdecken, die dem Bier im Mittelalter beigemengt wurden, um sie aromatischer und haltbarer zu machen. Die Pflanzen sind in Deutschland auf der Liste für bedrohte Pflanzenarten. Auch der wilde Hopfen und das Mädesüß, das wie der Name schon sagt, den Met süßt findet man ins unserem Dorf. Das Programm wird begleitet von Musik, Märchenerzählen und anderen Darstellungen, wie zum Beispiel dem Kleinböttcherhandwerk. Das Rahmenprogramm variiert in jedem Jahr. An der Hopfen-, Malz- und Hefestation erfahren die Gäste mehr über Zutaten und haben die Gelegenheit verschiedene Biere, wie z.B. Grutbiere oder Steinbier zu verkosten.
Grutbier – Ein (nur) fast vergessenes Kräuterbier
Im Museumsdorf versuchen wir uns dem historischen Brauen von Grutbier so gut wie möglich anzunähern. Als Würzpflanzen wurden dem Bier unter anderem Mädesüß, Gagel, Sumpfporst, Schafgarbe, Beifuß, Lorbeer, Anis, Kümmel, Wacholder, Koriander, Fichtensprossen und Wermut beigefügt. Auch psychedelisch wirkende Kräuter wie Fliegenpilz, Bilsenkraut, Stechapfel und Tollkirsche wurden verwendet. Eine solche Kräutermischung wurde als Grut oder Gruit bezeichnet. Sie gab dem Getränk eine Herbe und aromatische Note, machte es haltbarer und wirkte mitunter sogar halluzinogen. Grut als Bierzutat wird im Jahr 974 erstmals erwähnt als Otto II. per Erlass das Grutrecht, also das Recht Grut zu handeln, an die Kirche von Lüttich übertrug. Seit ein paar Jahren brauen wir Grutbier im Musemsdorf und zeigen den Museumsgästen, wie man im Mittelalter Bier mit einfachen Mitteln maischte, läuterte und fermentierte.
Met – „Wilt du guten met machen“
Der Met wird in Düppel nach einem im Würzburger Kochbuch belegten Rezept nachgebraut. Das Buch von guter Speise (Bůch von gůter spîse), auch Würzburger Kochbuch genannt, ist das erste (um 1350) in deutscher Sprache geschriebene „Kochbuch“. Das Hausbuchs des Michael de Leone ist eine Sammelhandschrift, die sich heute in der Universitätsbibliothek München befindet. In ihm findet sich auch ein Rezept, das in mittelhochdeutsch verfasst ist und detailliert die Herstellung von einem Met beschreibt, der mit Salbei und Hopfen gesiedet wird. Im Museumsdorf Düppel wird der Met nach altem Rezept nachgestellt.
Steinzeitbier – Brauen wie neolithischen Fundort Göbekli Tepe
Im archäologischen Fundort Göbekli Tepe in der Südosttürkei entdeckten Forschende des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) monolithische Steinbauten, deren Alter auf bis zu 11.500 Jahre datiert werden konnte.
Nachdem in Göbekli Tepe mehrere große Gefäße aus Kalkstein mit mikrobiologischen Hinweisen auf eine mögliche Bierherstellung gefunden wurden, planten Forschende ein archäologisches Experiment durchzuführen. Dazu wurde zunächst im Museumsdorf Düppel eine Nachbildung Steintrogs angefertigt. In einem Experiment des Deutschen Archäologischen Instituts an dem u.a. auch die Stiftung Stadtmuseum Berlin und die Leiterin der Braugruppe des Museumsdorf Düppel beteiligt waren, wurde das Brauen von Einkornbier mit Kochsteinen in dem 30 l-fassenden Steinbottichen erfoscht. Die Ergebnisse des Experiments wurden wissenschaftlich publiziert. In einer Sonderausstellung „Berauschend –10.000 Jahre Bier und Wein“ stellte das Landesmuseum Württemberg den in Düppel angefertigten Steintrog aus.
Mitmachen
Die Braugruppe freut sich immer über Zuwachs. Egal ob Ihr Craftbeerbrauer, Archäologe, Biologe oder einfach nur Biertrinker bist, gesellt Euch zu uns und genießt mit uns! Wir wünschen Euch: Gut Sud!